Poznanski/Strobel: anonym

Die Bibliothekarin empfiehlt…

Ein Internet-Forum mit Todeskandidaten, brutale Morde, die Polizei chancenlos und die anonyme breite Masse der Öffentlichkeit sieht zu – das sind die Eckpfeiler des Thrillers anonym von Ursula Poznanski und Arno Strobel (erschienen am 21.09.2016).anonym

Du willst jemanden loswerden, weil er dir geschadet hat oder einfach nur unsympathisch ist? Kein Problem, in Hamburg bietet das Internetforum Morituri die perfekte Lösung. Alle paar Tage können die User über vier Todeskandidaten abstimmen und wer als „Gewinner“ daraus hervorgeht, wird von dem Betreiber des Forums auf spektakuläre Weise hingerichtet. Die Professionalität des Mörders und die Anonymität im Netz machen es den Kommissaren Daniel Buchholz, Nina Salomon und ihren Kollegen unmöglich auch nur in die Nähe des Mörders zu kommen, geschweige denn die angekündigten Morde zu verhindern. Die User verfolgen das ganze Spektakel mit Ungläubigkeit, Abscheu, aber auch Faszination und hämischer Begeisterung. Parallel dazu macht sich Panik in Hamburg breit und lähmt die Polizeiarbeit durch eine Flut von Hinweisen und Verdächtigungen.

Die Handlung ist von Anfang an packend und in einem flüssigen und klaren Stil geschrieben. Es gibt keine ausschweifenden Beschreibungen, mit Adjektiven und allzu blutigen Details wurde gespart. Ich habe die Beschreibung der Toten und der Morde als verhältnismäßig zurückhaltend wahrgenommen, da nicht jedes grausige Detail umfassend ausgebreitet und wiederholt wurde.

Die technische Seite hinsichtlich des Internets wird auf relevanten Informationen begrenzt und setzt kein Informatikstudium voraus. Auch den Ton, der in dem Forum herrscht, finde ich gut getroffen. Gefallen hat mir, dass immer wieder die Perspektive des Ich-Erzählers wechselt. Szenen werden sowohl aus der Sicht von Buchholz als auch aus der Sicht von Salomon dargestellt.
Scheinbar gehört es bei einem Krimi dazu, dass jeder Kommissar irgendein Trauma mit sich herumträgt, so ist es auch hier. Ich bin keine eingefleischte Krimileserin, aber anonym hat mir in vielerlei Hinsicht wirklich gut gefallen.

  • Warum hab ich das Buch gelesen? Ich hatte mal wieder Lust auf einen Krimi und die Themen klangen spannend: Internet, Anonymität, Mord.
  • Wer sollte das Buch lesen? Jeder, der spannende und verhältnismäßig kurze Krimis mag.
  • Wer sollte das Buch nicht lesen? Nerds und Hacker. Vielleicht ist die Darstellung des Internet und Darknet dann doch zu einfach gehalten.

Svenja Nierentz

Ursula Poznanski / Arno Strobel: Anonym. Wunderlich 2016. www.rowohlt.de